Die Liebe zur Musik war bei Peter Bachmaier immer schon da. Und der Hang zum Autodidaktischen ebenso: Mit 14 fing er an, Gitarre zu spielen, und weil sein erstes Instrument nicht mehr im besten Zustand war (und das Geld als Jugendlicher sowieso knapp), nahm er die ersten Reparaturen gleich selber vor. Von da an ging’s rasant: Bald begann Bachmaier, Musikgeräte herzustellen und zu reparieren, seit 2008 entwickelt und baut er Gitarren. Das nötige Know-how verschaffte sich der Oberbayer aus dem Landkreis Freising bei befreundeten Schreinern.
Eigentlich ist Peter Bachmaier studierter Elektrotechniker und Betriebswirt und war 30 Jahre lang als Entwickler in der Automobilindustrie tätig. 2020 wagte er den Sprung ins kalte Wasser, kündigte und widmete sich von da an nur noch seiner großen Leidenschaft. Viel Zeit benötigt er dazu allerdings auch: Pro Gitarre ist mit 100 bis 150 Stunden Arbeitszeit zu rechnen.
Holz braucht Geduld
„Meine Hölzer werden vor der Verarbeitung mindestens sechs bis zehn Jahre an der Luft getrocknet. Zwischen den einzelnen Bearbeitungsschritten ruht das Holz immer wieder ein paar Tage oder Wochen. Dabei beobachte ich, ob es sich in den Ruhephasen verformt. Kommt es zu größeren Verformungen, wird das Stück als Brennholz aussortiert“. Bachmaier greift gerne auf gut abgelagertes Holz zurück, das sich meist nur noch minimal verformt. Da kann dann schon einmal eine alte Mahagoni-Treppe oder Eichenholz aus einem 200 Jahre alten Fachwerkhaus eine neue Bestimmung finden.
Sorgfalt, Können und Erfahrung
Ist das richtige Holz gefunden, kommt es auf Sorgfalt, Können und Erfahrung an, damit der Sound am Ende stimmt: „Alle Passungen, Inlays und Details müssen auch unter der Lupe noch passen. Das führt natürlich auch zu einem entsprechenden Preisniveau. Schlampig, damit es billiger wird, geht bei mir nicht“, erklärt Bachmaier und verweist auf das handwerkliche Spektrum: „Beim Bau setze ich die gängigen Holzbearbeitungsmethoden wie Sägen, Fräsen, Hobeln, Schleifen, Schnitzen und die Ziehklinge ein“. Auch bei den gekauften Komponenten wie Stimmmechaniken oder Pickups kommt nur allerbeste Qualität in Frage: „In Relation zum Arbeitseinsatz ist es kaufmännisch unsinnig, an dieser Stelle zu sparen“.
Der ganze Körper muss die Schwingung spüren
Fragt man Peter Bachmaier, wie der individuelle Klang einer Gitarre zustande kommt, bekommt man einen guten Einblick in seine akribische Arbeitsweise: „Ich unterscheide zwischen Sound und Rückmeldung. Primär muss die Gitarre dem Spieler eine sehr gute Rückmeldung geben. Er muss mit den Händen und dem ganzen Körper spüren, wie die Gitarre schwingt. Nur so macht es Spaß und man wird inspiriert. Für diese Rückmeldung ist die Konstruktionsweise der Gitarre und die Holzauswahl entscheidend. Bei meinen Modellen ORION und SIRIUS wird der Sound primär durch das Aluminium-Mittelteil und den Hals bestimmt. Mit der Auswahl des Halsholzes kann man den Sound entscheidend beeinflussen. Mahagoni klingt z.B. wärmer als Ahorn. Zusätzlich ist es entscheidend, wie die Jahresringe im Hals angeordnet sind. Stehende Jahresringe machen den Hals steifer als liegende Jahresringe. Der Klang wird dadurch höhenreicher“.
Konsequent nachhaltig
Konsequent zeigt sich Bachmaier in Sachen Nachhaltigkeit bei seiner Arbeit: „Mein ökologischer Fußabdruck ist während meines Lebens so groß geworden, dass ich versuche, ihn mit meinen Gitarren wieder etwas kleiner zu bekommen“. Dazu gehört für ihn, fast nur einheimische luftgetrocknete Hölzer zu verwenden und weitgehend auf Kunststoffe und Lacke zu verzichten. Verlangt ein Kunde eine Lackierung, ist damit automatisch eine Spende über 150 Euro an das WWF Amazonas Projekt im Kaufpreis enthalten.
Kirschholz, mit Hitze geschwärzt und geölt
Soundcheck im Showroom
Apropos Kunde: Umfassende Beratungs- und Abstimmungsgespräche sind für Peter Bachmaier die Grundlage beim Bau einer Gitarre. Um Klang, Haptik und Ergonomie festzulegen, stehen Interessenten in seinem Showroom bis zu 10 Vorführgitarren zur Verfügung, auch die gängigen Modelle bekannter Hersteller. In Sachen Design stellen einige Grundmodelle die Basis für die Optik der Gitarre dar. „Bei entsprechender Preisbereitschaft des Kunden können aber auch ganz individuelle und einzigartige Designs erstellt werden“. Die fertigen Modelle sind ab ca. 3700 Euro erhältlich.
Bleibt zum Schluss die Frage, welche Gitarristen Peter Bachmaier am liebsten hört: „Primär liebe ich das virtuose härtere Umfeld mit z.B. Angus Young, Jimmy Page, Brian May, Eddie Van Halen und Tony Iommi. Aber auch Mike Oldfield und die Gitarristen von Pink Floyd. Ab und zu höre ich auch gerne Akustik- und Flamenco-Gitarren. Das virtuose Spiel unseres bayrischen Kabarettisten Fredl Fesl wird dabei oft unterschätzt“.
Peter Bachmaier – PB Guitars
https://pb-guitars.com/
Fotos: Peter Bachmaier
Interview und Text: Christian Rief
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