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Schafwolle an der Wand

Raumakustisches Design aus Innsbruck

Es gibt einen Mythos, der sich besonders unter Musik-Freaks bis heute hartnäckig hält, und viele Bands schwören in ihren Proberäumen immer noch darauf: Wer seine Wände mit Eierkartons tapeziert, verbessert die Raumakustik. Aber stimmt das wirklich? Die Antwort lautet: leider nein bzw. nur ein ganz kleines bisschen. Wer die Akustik in seinen Räumen spür- und hörbar verbessern möchte, sollte Materialien wie Gips oder Schaumstoff verwenden. Oder Schafwolle. So machen es die Experten von Whisperwool aus Innsbruck, der Hauptstadt des österreichischen Bundeslandes Tirol.

Schafwolle – ein nachhaltiger Rohstoff mit Effekt

Gernot Wurm, Geschäftsführer bei Whisperwool, hat eine einfache Erklärung für seine außergewöhnliche Idee: „In Tirol – und generell im Alpenraum – wird viel Wolle weggeworfen, weil sie aufgrund des Klimas für Kleidung zu rau ist und auch sonst wenig Anwendung findet. Deshalb haben wir uns überlegt, wie man aus diesem wertvollen und nachhaltigen Rohstoff ein sinnvolles und schönes Produkt für den Innenraum entwickeln und herstellen kann“.

Neben ästhetischen und ökologischen Gründen haben die spezifischen Eigenschaften der Wolle Wurm und sein Team auf den raumakustischen Weg gebracht: „Die Wolle ist durch ihren speziellen Faseraufbau ideal konstruiert, um den Schall zu schlucken und das Echo in den Räumen verschwinden zu lassen. Der Schall bewegt die Härchen der Wolle, dadurch entsteht Wärme, die den Schall absorbiert und somit die Raumakustik verbessert“.

 

Echte Blickfänge aus Designer-Hand

Gesagt, geschoren und konstruiert: Der Produktionsprozess beginnt mit dem Waschen und Mischen der Wolle. Danach wird sie zu Platten verpresst, und durch Schneiden und Falten entstehen die Produkte für Wand und Decke. Die Akustikplatten, -paneele, -bilder und -tapeten aus der Tiroler „Flüsterwolle“ sind jedoch viel mehr als funktionale Einrichtungsgegenstände. Da sie im Raum großflächig gehängt werden und gut sichtbar sind, ist auch eine hohe Designqualität vonnöten. Für die sind im Hause Whisperwool Designer, Künstler und Architekten zuständig, deren Arbeit sich in einer breiten Produktpalette mit den unterschiedlichsten Motiven niederschlägt. Preislich geht es los bei knapp 100 Euro für ein Klebepaneel mit 45 cm × 45 cm Größe.

Für einen Büroraum von etwa 20 m² reicht das laut Gernot Wurm aber noch nicht: „Wenn man von einem ‚normalen‘ Büroraum mit Möbel, glatter Wand, Boden und Deckenflächen ausgeht, dann benötigt man in etwa 10 m² an Whisperwool-Paneelen, um eine gute Raumakustik zu erzielen. Allerdings machen wir für jeden Interessenten eine individuelle raumakustische Berechnung, um eine saubere Lösung anbieten zu können“.

 

Individuelle Designs für Privatkunden

Zum Kundenstamm von Whisperwool zählen Büros, Hotels, Schulen, Kindergärten und Tonstudios – also Einrichtungen, in denen eine gute, klare Akustik besonders wichtig ist. Für Privatkunden bietet das Unternehmen individualisierte Produkte an: „Der Kunde nimmt mit uns Kontakt auf, wir beraten ihn und machen ihm auf Grundlage seiner Wünsche und Bedürfnisse Vorschläge. Wenn er ein individuelles Design möchte, schickt er uns die Vorlage als Datei, und wir bilden sie dann auf den Platten ab“. Bearbeitungsmöglichkeiten gibt es dabei viele: vom Färben über das Prägen oder Bedrucken bis zum Biegen oder Beleuchten der Platten.

Gute Raumakustik fördert die Gesundheit

Und was bringt nun eine bessere Raumakustik konkret? Dass die Sprache verständlicher wird und der Raum ruhiger wirkt, ist naheliegend. Aber auch die Konzentrationsfähigkeit wird gefördert und die Müdigkeit verringert. Bei den Akustiklösungen von Whisperwool kommt noch ein anderer entscheidender Effekt zum Tragen: „Die Wolle filtert die Formaldehyde und andere Giftstoffe, Gerüche und auch Elektrosmog aus der Raumluft und reguliert die Luft gleichzeitig. Die Belastung durch Schadstoffe sinkt somit deutlich“, resümiert Gernot Wurm.

 

Whisperwool
https://www.whisperwool.at

Fotos: Whisperwool
Interview und Text: Christian Rief

 

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