< Zurück

Holz hautnah

Textilien aus Holzfasern - ein gutes Körpergefühl

Ich tippe „Kleidung aus Holz“, und denke: „da gibt es bestimmt nichts“. Und zack: WIJLD – Kleidung aus Holz. Wahnsinn. Das gibt’s?

Nachhaltiges Leben ist DAS Thema. Viele, die nachhaltig bauen und dabei auf den nachwachsenden Rohstoff Holz setzen, suchen weitere Möglichkeiten für ein kluges Leben im Einklang mit der Natur. Sie wollen Ressourcen schonen, legen Wert auf eine faire Produktion und ein nachhaltiges Wirtschaften mit der Natur.

Ein Leben mit Holz - nicht nur im eigenen Holzhaus, sondern ganz nah z.B. mit Kleidung aus Holz. Timo Beelow ist einer der Gründer von WIJLD und erklärt wie er und seine Freunde auf die Idee für Textilien aus Holz kamen:

 

Irgendwann war ich auf der Spielwarenmesse in Nürnberg und da wurde ich von den Spielsachen aus Plastik überwältigt. Man sagte mir, dass die Leute sich ein Kinderzimmer so vorstellen. Sie sagten mir, alles soll billig sein. Die Leute nehmen die Spielsachen mit zum Strand und lassen sie dann einfach dort liegen. Diese Wegwerfmentalität hat mich wirklich schockiert. Damals waren wir gedanklich aber noch nicht bei Textilien. In der Startup-Phase sind wir irgendwann darüber gestolpert, dass man aus Holzfasern tatsächlich Textilien gewinnen kann. Wir konnten uns das nicht vorstellen. Wir dachten wie viele andere, das ist sicher unbequem so ein Holz-T-Shirt. Wir haben uns dann damit beschäftigt und herausgefunden, dass es nicht nur sehr umweltfreundlich ist, sondern auch tolle Eigenschaften mitbringt und eben nicht unbequem oder kratzig ist, sondern im Gegenteil sehr, sehr weich. Das hat uns fasziniert. Klar, es ist halt teurer. Textilien werden heute billig hergestellt und dann schnell weggeschmissen.

 

Ihr bietet Eure Kleidung über den eigenen Web-Shop an. Findest Du Eure Kleidung teuer?

 

Ich finde unsere Textilien nicht teuer, die Herstellung ist aber wesentlich teurer. Polyester ist eine ganze Ecke günstiger. Die Kosten sind für beide Verfahren die gleichen, aber die trägt nicht der Kunde, der es kauft, sondern der, der es hergestellt hat - oder eben die Natur. Wir vertreiben unsere Kleidung aus Holz nur auf unserer Website. Würden wir es ausschließlich über den Handel vertreiben, wäre ein T-Shirt doppelt so teuer. Dann würden wir unser Ziel verfehlen, dass unsere T-Shirts eine nachhaltige Alternative anbieten können, die sich jeder leisten kann.

 

Eure Textilien sind aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz. Ihr sagt, dass das Garn für den Holzstoff in seiner Struktur robuster und haltbarer ist als Baumwolle. Welche weiteren Vorteile hat der Holzstoff?

Eine ganze Menge Vorteile: man kann es unterteilen in die ökologischen Vorteile, und die des Tragekomforts im Vergleich zu Baumwollfasern. Wir erhalten 300-500 % mehr Fasern auf derselben Anbaufläche wie Baumwolle. Die Bäume brauchen keine Pestizide oder Düngemittel. Man spart 1.000 Liter Wasser pro T-Shirt im Vergleich zum T-Shirt aus Baumwolle und wir sparen rund 150 Milliliter an Chemie, weil Du die nicht brauchst, weil Bäume das nicht benötigen. Die Biodiversität im Wald ist größer. Das Holz kommt aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Das Wasserspeichervermögen eines Waldes ist weitaus höher als das eines Baumwollfeldes. Und es bleibt ein Wald. Der wird nicht erst plattgemacht und später eine Häusersiedlung darauf gebaut. Der Wald wird nachhaltig bewirtschaftet. Es ist sichergestellt, dass der Wald wächst. In den letzten 25 Jahren ist der Wald in Europa um über 17 Millionen Hektar gewachsen dank nachhaltiger Forstwirtschaft.

 

Ihr präsentiert auf Eurer Website verschiedene Künstler, die Eure T-Shirts designen. Wie findet Ihr diese Künstler?

 

Teilweise finden die Künstler uns oder wir stoßen auf unterschiedlichsten Wegen drauf. Das Besondere ist, dass man die T-Shirts individuell zusammenstellen kann mit einem eigenen Artwork. Die Wahrscheinlichkeit ist gering, dass jemand anderer dasselbe T-Shirt trägt. Dadurch ist die Wertschätzung des eigenen T-Shirts höher. Und wir kommunizieren sehr offen, z.B. erklären wir in dem Video „wie aus Holz ein T-Shirt wird“.

 

Der Weg ist wichtig, zu wissen wie so ein T-Shirt entsteht. So sorgt man dafür, dass man ein T-Shirt länger behält und nicht gleich wegwirft.

 

Ihr stellt auch spezielle SportShirts her. Was ist daran besonders?

 

Man kann das SportShirt vollschwitzen und trocknen lassen und wieder tragen. Es hat antibakterielle Eigenschaften. Der Stoff ist sehr strapazierfähig und belastbar. Die SportShirts sind aus 211 g Holz und 2 alten Plastikflaschen herstellt. Um eine Alternative zu den herkömmlichen Sporttextilien zu bieten, die man nach einmal tragen gleich wieder ausziehen will.

Ihr sagt, dass Ihr einen Baum pro Bestellung pflanzt. Wie kann man sich das praktisch vorstellen?

 

Bäume pflanzen wir, weil wir etwas zurückgeben möchten. Wir haben eben den 20.000ten Baum gepflanzt. Wir unterstützen ein Projekt in Mexiko, weil es in anderen Regionen der Welt mit dem Baumbestand anders aussieht als bei uns. Wir machen das mit einem Partner vor Ort, der für uns die Bäume pflanzt.

 

Wie seht ihr die Zukunft für eure Textilien aus Holz? Was wird es Neues bei wijld geben?

 

Wir sind ein kleines Startup. Uns gibt es seit zweieinhalb Jahren. Wir entwickeln uns seitdem ständig weiter. Am Anfang hatten wir zwei Schnitte für Männer und zwei Schnitte für Damen und fünf Farben. Da ist schon einiges dazugekommen. Wir weiten das Sortiment aus, um Alternativen anbieten zu können. Wir wollen auch nicht, dass man sich entscheiden muss zwischen fair und nachhaltig. Darum fertigen wir von der Faser bis zum T-Shirt zu 100% in der EU, in Portugal. Wir bieten beides – faire Arbeitsbedingungen und nachhaltige Produktion – für den Menschen und für die Natur.

 

Fotos: © wijld
wijld.com | Wilhelm-Muthmann-Str. 11a | 42329 Wuppertal
Telefon: +49 (0)202 94 69 0051
www.wijld.com | hello@wijld.com

Interview und Text: Anja Theßenvitz

DachKomplett - Ideen öffnen Räume.

< Zurück