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Designmöbel aus Naturmaterialien

Die Manufaktur uccellino erschafft mit alter Handwerkskunst „lebendige“ Produkte

„Wir machen Möbel für Menschen, die unsere Wertschätzung für die Natur und deren Schönheit teilen und der allgemeinen Wegwerfkultur mit nachhaltigen und stabileren Werten entgegentreten möchten.“ Das sagt die Hamburger Designerin Ulrike Plüschau. In ihrer Manufaktur uccellino entwirft sie seit 2006 hochwertige Designmöbel und ausgefallene Wohnaccessoires aus Naturmaterialien: Regale, Hocker, Tische, Leuchter, Kissen, Vasen, Geschirr und sogar Vogelhäuser. Und sie erschafft Individuelles aus verholzten Agavenstämmen.

Frau Plüschau, wo findet man Agaven?

Die ersten Agavenstämme habe ich bei einem Urlaub auf den Kanarischen Inseln vereinzelt in den Bergen entdeckt. Diese Agavenstämme sind Überreste aus einer Zeit, als dort Agavenplantagen standen. Ich habe mich in die Struktur und Form dieser Stämme so verliebt, dass die ganze Familie bei der Suche in den Bergen mithelfen musste Wir sind morgens früh aufgestanden, ab in die Berge und haben wie „Trüffelschweine“ gesucht.

Die Agaven sind so, wie wir sie für unsere Bodenvasen verwenden, eine Seltenheit und von uns nicht reproduzierbar. Sie werden in Struktur und Eigenschaften von der Natur „bearbeitet“.

Welche Eigenschaften zeichnen das Agavenholz aus?

Da die Agave kein Baum ist, kann man hier nicht von Holz sprechen. Die Verholzung ist ein Prozess, der über Jahrzehnte durch extreme Sonneneinstrahlung und salzhaltige Luft stattfindet. Durch diesen Trocknungsprozess wird der äußere Teil, der ca. 1 cm dick ist, so hart wie Holz. Im Innenkern sind die einzelnen Fasern noch erkennbar – staubtrocken und extrem juckend auf der Haut.

Agaven wachsen sehr langsam und bilden nur einmal in ihrer Lebenszeit Blütenstände aus. Von der Jungpflanze bis zur Blüte können 30 Jahre vergehen, je nach Bodenbeschaffenheit und Klimaverhältnissen. Die Blütenstängel können eine Höhe von bis zu 10 Metern erreichen und stehen im Zentrum der Pflanze. Die Pflanze selbst stirbt nach der Blüte und Bildung der Samen ab.

Wie verarbeiten Sie die Agaven?

Die Hauptaufgabe bei der Produktion der Agaven ist, erst einmal geeignete Strünke zu finden und die Ausfuhr zu regeln.

Da die Agavenstämme in Form und Größe immer unterschiedlich sind und keine einzige gerade Ebene haben, um sie ausrichten zu können, produzieren wir unsere Vasen und Kerzen hauptsächlich in Handarbeit.

Für die Bohrung der Vasen und das Aushöhlen der Kerzen verwenden wir nur einen Forstnerbohrer. Der Rest wird mit Handfeilen, Zwicken und Drahtbürsten gemacht, verholzte Blätter am Ansatz müssen mit Heißkleber zusätzlich fixiert werden, jedes Blatt einzeln. Für die Bodenvase in pur wird auch die Unterseite ausgehöhlt, um dort einen Metall-Betonkern einzusetzen. Dadurch erhält diese Vasenvariante mehr Gewicht und einen besseren Stand.
Die Fasern des Ausfräsens werden anschließend gesiebt, das feine Pulver wird mit einem entsprechenden Leim zu einer zähflüssigen Paste vermischt, die dann mit einem Kuchenschaber in die Hüllen verstrichen wird. Das Gießen der Kerzen geht nur in dünnen Schichten und ist ein „meditativer“ Prozess über Tage, da Gießwachs sich immer noch setzt.

Besonders beeindruckend sind die Vasen und Kerzen, die Sie aus Agaven erschaffen.

Die Dekovasen Tindaya und die Objektkerzen Daya aus verholzten Agavenhüllen erstellen wir in reiner Handarbeit. Da die Hüllen der Kerzen nicht reproduzierbar sind, bieten wir an, die leergebrannte Hülle an uns zurückzuschicken. Wir füllen diese dann wieder nach Gewichtspreis mit neuem Wachs auf. Alternativ kann man bei uns Wachsgranulat kaufen, um die Kerzen selber wieder aufzufüllen. Oder man verwendet sie in der Zweitverwertung als schönen Übertopf.

Was kosten diese Produkte?

Die Preise der Bodenvasen richten sich nach Höhe und Ausführung und liegen zwischen 500 und 900 Euro. Die Kerzen werden nach Gewicht verkauft, da jede Hülle in Form und Größe unterschiedlich ist. Das geht von ca. 2 kg für 89 Euro bis 5 kg für 269 Euro.

 

uccellino
https://uccellino.de

Interview und Text: Christian Rief

 

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