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Genial einfach und einfach genial

Eine simple Holzliege gewann 2020 den begehrten German Design Award

„Die Holzliege ‚Simplivita‘ ist für drinnen und draußen geeignet und fällt aufgrund ihrer markanten Formensprache sofort ins Auge. Die ergonomisch gewölbte Liegefläche verjüngt sich symmetrisch zu beiden Seiten auf gleicher Länge, wodurch die Form insgesamt wunderbar ausbalanciert wirkt. Zum anderen fasziniert der mittig liegende Faltmechanismus, durch den sich die aus Lärchenholz gefertigte Liege gänzlich flach – und damit komfortabel tragbar – zusammenlegen lässt“, lobte die Jury des German Design Award in ihrer Begründung, der Liege unter 5.500 Einreichungen eine Goldmedaille zu verleihen. „Vor allem aber bietet das gefertigte Möbel einen exquisiten Liegekomfort. Ein angenehm natürliches Produkt mit einem tollen zeitlos eleganten Design, das Form und Funktion elegant verbindet.“

Was hat Sie zur Idee inspiriert, das Allerweltsprodukt „Liege“ neu zu erfinden?

Entstanden ist die Liege im Winter 2018/2019. Die Jachenau war wochenlang eingeschneit. Und die damit einhergehende Ruhe und Entspannung machte mich kreativ, inspirierte mich, etwas zu erfinden. Die Idee kam durchaus wie ein Geistesblitz. Wobei ich mich schon vorher bei meinen Badeausflügen an den Walchensee immer gewundert hatte, dass es zwar sehr viele Liegen gibt, aber keine wirklich überzeugt und begeistert. Diese „Aufgabe“ hat sich irgendwie in meinem Hinterkopf „eingenistet“ – und als ich dann zur Ruhe kam und viel Zeit hatte, begann es in mir zu arbeiten. Und ich wurde aktiv.

Gab es Vorbilder?

Vorbild war das Grundprinzip eines Klappstuhls, den ursprünglich Holzfäller aus Kanada nach Europa brachten. Das wurde von vielen Möbelherstellern aufgegriffen und sie entwickelten Stühle, die seit einigen Jahren in vielen Baumärkten und Möbelhäusern angeboten werden – meist aus Teakholz hergestellt. Die sind aber alle recht „eckig“, die Flächen sind eben und nicht ergonomisch geformt. Mein Ansporn war, etwas Einfaches, aber an den menschlichen Körper besser Angepasstes zu entwickeln.

Wie lief der Entwurfsprozess ab?

Es gab keine Entwürfe am Zeichenbrett oder Computer, sondern ich habe einfach drauflosgebaut. Immer wieder. In Originalgröße 1:1. Es schwebte mir grob vor, was am Ende rauskommen soll, und das versuchte ich dann direkt mit den Hölzern zu verwirklichen. Wenn eine Liege fertig war, zeigte sich, was noch besser gemacht werden kann – und ich fing wieder von vorn an. Insgesamt gab es bestimmt 20 bis 30 Versuche. Schritt für Schritt wurden die Ergebnisse immer besser – was mich motivierte, dranzubleiben und weiterzumachen. Wichtig war auch das ständige Probeliegen. Und irgendwann war es dann so weit, dass ich das Gefühl hatte: Es passt.

Was war zuerst da: die Form oder die Falttechnik? Und was war schwieriger?

Die Form war zuerst da. Viel schwieriger war die Entwicklung der Falttechnik. Die klimatisch bedingten Bewegungen des Holzes auszugleichen und so das Falten der Liege immer zu ermöglichen, das war die größte Herausforderung.

Wie kamen Sie auf die ungewöhnliche Falttechnik?

Die Innenseiten gefalteter Hände zeigen das Grundprinzip. Hölzer miteinander zu verspannen und dabei eine ergonomische Wölbung zu schaffen, war die Idee. Wie das konkret funktioniert, ist mit Worten schwer zu beschreiben. Und auch nicht zu berechnen. Man muss es sehen und ausprobieren. Die Wölbung mit Gewindestangen, die durch Metallhülsen geführt werden, ist ziemlich kompliziert und wirklich neuartig. Deshalb habe ich das dann auch EU-weit schützen lassen.

Wie kamen Sie auf die Idee, am German Design Award teilzunehmen?

Solch große Wettbewerbe bieten einen zusätzlichen Schutz. Das war mein eigentlicher Hintergedanke bei der Teilnahme. Dass ich als Zimmerer den Wettbewerb gegen Designer gewinnen könnte, damit war ehrlich gesagt überhaupt nicht zu rechnen. Vielleicht war es aber gerade das Zimmererhandwerk, was mich in die Lage versetzte, diese Liege zu entwickeln. Designer denken vielleicht anders und haben auch einen ganz anderen Erfahrungshintergrund. Als Zimmerer hatte ich beispielsweise Dachtragwerke im Hinterkopf, an die die Liege ja auch irgendwie erinnert. Und ich wollte etwas Einfaches machen – etwas Kompliziertes einfach.

Wie geht’s jetzt weiter mit Ihrer Liege?

Durch den Preis und die Medienberichte, die dann folgten, gab es viele Anfragen und Bestellungen. Die „Simplivita“ soll aber nicht als industrielles Massenprodukt hergestellt werden. Sie soll immer hochwertiges Handwerk bleiben. Vielleicht suche ich mir Partner für die Produktion. Aber das muss jetzt alles langsam wachsen. Wie das Holz ja auch. Es geht mir um Einfachheit, um Zufriedenheit. Das strahlt die Liege aus. Und das soll sich auch im Drumherum widerspiegeln: in der Herstellung und im Vertrieb.

 

Design, Herstellung & Vertrieb:
Georg Wasensteiner, Friedeln 9, D-83676 Jachenau
www.voihoiz.de

Foto Isarufer: Pascal Schwarzenberger
Alle anderen Fotos: Robert Sprang Photographie
Interview: Günther Hartmann

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