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Birkenholz mit Löchern

Eine Modulküche fällt durch ihre Einfachheit und Leichtigkeit auf

Vor vier Jahren entwickelten die beiden Südtiroler Schreiner Lorenz Sternbach und Georg Agostini das modulare Küchensystem „Eva“, das durch eine wohltuende Bescheidenheit, aber auch jugendliche Frische aus dem Rahmen fällt. Dafür ernteten sie in der Fachwelt viel Lob. Lorenz Sternbach erläutert die Idee und das Konzept.

Wie kamt ihr dazu, eine Küche zu entwickeln, die so ganz anders aussieht?

Als junge, wilde, kreative Schreiner waren wir wie so viele von dem Wunsch beseelt, irgendein einzigartiges Möbelstück zu entwickeln und damit für Furore zu sorgen. So überlegten wir, was es schon alles auf dem Markt gibt – und was noch nicht. Dabei stießen wir schnell auf das Thema „Küche“ und blieben dabei hängen. Denn da ist der Markt beherrscht von Produkten, die fast alle einen ausgeprägten Hang zum Martialischen aufweisen: schwere Arbeitsplatten, viel Technik, technoide Details, unnötiger Schnickschnack. Entsprechend teuer sind sie auch. Wir nahmen uns vor, eine Küche zu entwickeln, die einfach, funktional und flexibel ist. Und natürlich auch qualitativ hochwertig, langlebig und relativ preiswert.

Gab es Vorbilder?

Nicht direkt. Bei Küchen gibt es ja nicht wie beispielsweise bei Stühlen eine lange Reihe zeitloser Klassiker von berühmten Designern und Architekten, sondern es dominieren die Eigenkreationen großer, auf Küchen spezialisierter Hersteller. Uns inspirierte vor allem die Einfachheit und Unaufgeregtheit der Küchen, die frühere Generationen bei uns im alpinen Raum hatten. Die waren auf das Wesentliche reduziert und dienten dem Kochen, nicht der Repräsentation. Das moderne skandinavische Design kommt dieser Haltung noch am nächsten. Es strebt ebenfalls nach Schlichtheit und Funktionalität. Meine Freundin hatte vor fünf Jahren eine Erweiterung für ihre bestehende Küche bei uns in Auftrag gegeben – und die war sicherlich auch Inspiration für unser Design.

Mit welchen Mitteln habt ihr euer Ziel umgesetzt?

Durch konsequente Reduktion auf das Notwendige und die konsequente Bevorzugung einfacher, klarer Lösungen. So verzichten wir bei den Schubladen und Türen auf Griffe und verwenden stattdessen Grifflöcher. Schon das verleiht der „Eva“ ein markantes Aussehen. Außerdem ist die Arbeitsplatte verblüffend dünn. So entsteht diese besondere Anmutung von Leichtigkeit, verstärkt durch das helle Birkenholz der Fronten. Die Oberflächen sind entweder naturbelassen, geölt oder mit einem speziellen Lack farbig beschichtet – hellgrün oder hellblau. Die hellen Farbtöne betonen die Leichtigkeit nochmals.

Aus welchen Materialien besteht die „Eva“?

Aus Birken-Multiplexplatten. Die sind sehr leistungsfähig und stabil, weisen ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis auf und strahlen Modernität aus – wir wollen ja nichts Rückwärtsgewandtes, sondern etwas Zeitgemäßes. Die Arbeitsplatte besitzt eine schwarze, widerstandsfähige und pflegeleichte Kunststoffbeschichtung, die Seitenwände sind aus ästhetischen Gründen ebenso gestaltet. Arbeitsplatte und Seitenteile bilden somit eine Einheit, eine optische Klammer, die die Module – Schränke und Elektrogeräte – zusammenhält. Das Schwarz bildet mit den hellen Farben einen spannenden Kontrast. So wirkt das Ganze nicht langweilig, sondern trotz allem Minimalismus sehr lebendig. Auch die Module sind aus Birken-Multiplexplatten und ruhen auf einer simplen, schnell auf- und abbaubaren Unterkonstruktion. Die „Eva“ soll ja nicht nur einfach und flexibel scheinen, sondern es auch sein.

Entwickelt ihr eure „Eva“ auch weiter?

Selbstverständlich. Seit einiger Zeit gibt es eine Variante mit einer Steinplatte aus schwarzem Granit. Und bei den Modulen gibt es inzwischen nicht nur die Standardbreite 60 cm, sondern auch schmälere und breitere Varianten. Ergänzend haben wir das Hängeschranksystem „Luis“ entwickelt, das aber ebenfalls leicht und locker wirkt, weil es in kleine Einheiten aufgelöst ist, die in verschiedenen Größen und Proportionen einzeln an eine Holzschiene eingehängt werden. Und die ohne Aufwand immer wieder umgehängt werden können.

Was bleibt immer konstant?

Die Anmutung. Die Fronten mit den Löchern, die Leichtigkeit, die Einfachheit und die klaren Formen. Keine komplizierten Eck- und U-Lösungen, sondern gerade Blöcke, drei bis fünf Module, das Nötigste halt. Lieber den Kühlschrank separat daneben stellen als ihn unbedingt integrieren wollen. Der Umgang mit der „Eva“ muss von einer gewissen Lässigkeit bestimmt sein. Ihre Idee ist nicht die von klassischen Einbauküchen, wo alles in ein einheitliches Korsett gezwängt und jeder Zentimeter Raum ausgenutzt wird. Zwar lässt sich prinzipiell alles realisieren und jede noch so schwierige Einbausituation meistern, aber das verteuert das Ganze zum einen. Und zum anderen nimmt es der „Eva“ etwas von ihrem Charme. Der kommt dann optimal zur Geltung, wenn sie frei im Raum oder vor einer Wand steht. Sie ist ein Objekt, das ein bisschen Platz braucht. Sie muss „atmen“ können, um ihre besondere Anmutung zu entfalten.

Ist die „Eva“ für Dachwohnungen geeignet?

Wohl gerade dafür. Denn die besondere Qualität moderner Dachwohnungen ist ja ihre Nähe zum Himmel, ihre Helligkeit und Luftigkeit. Wegen der Dachschrägen gibt es meist hohe, großzügige Räume. Da passt die „Eva“ hervorragend rein.

 

 

Design, Herstellung & Vertrieb:
Das ganze Leben GmbH, Oberragen 18 b, I-39031 Bruneck
www.dasganzeleben.it

Fotos: Lorenz Sternbach
Interview und Text: Günther Hartmann

 

DachKomplett - Ideen öffnen Räume.

 

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